Die zwei E-Kuppler vom Typ „Lintfort“ wurden wahrscheinlich schon 1916 bei Hohenzollern bestellt, aber wegen Rohstoffproblemen dann doch erst 1920 geliefert. Die Bauart basierte auf der ab 1907 gebauten Bauart „Westfalen“, war aber im Gegensatz hierzu eine Heißdampflok. Von der Nachfolgetype „Vochem“ unterschied sie sich nur durch die Bauart des Überhitzers. Ansonsten stimmten die drei Bautypen weitestgehend überein. [Fiegenbaum, Hütter 2018]
Die „Königliche Hafenverwaltung in Gladbeck“ war zwar auch eine Hafenverwaltung, aber eigentlich mehr eine Zechenbahn, nämlich die „Königliche Zechenbahn“ – so war ihr ursprünglicher Name. Sie war 1913 gegründet worden, um Kohlen, Koks und andere Produkte zwischen den staatlichen Zechen und verarbeitenden Betrieben zu transportieren, die der preußische Staat ab 1902 im Großraum Recklinghausen aufgekauft hatte, um die Versorgung des Heeres, der Marine und der Staatsbahn mit Kohle zu sichern. Auf den neuen Namen Königliche Hafenverwaltung in Gladbeck“ wechselte man 1914 mit der Inbetriebnahme des Rhein-Herne Kanals und des Bottroper Hafens. 1920 folgte dann die nächste Umbenennung in „Preußische Zechenbahn- und Hafenverwaltung“.

1914 verband das 103 km lange Betriebsnetz sechs Schachtanlagen, fünf Kokereien, vier Zechenziegeleien, drei Übergabebahnhöfe und einen Hafen. Es standen 22 Lokomotiven und 200 Wagen zur Verfügung. [Tempel 2013]

In den Lieferlisten der Lokomotivhersteller taucht als Empfänger der Lokomotiven öfter die „KBD Recklinghausen“ auf. Dies war die „Königliche Bergdirektion Recklinghausen“ und damit quasi die „Konzernmutter“. Die Bahnverwaltung war demnach ein Unterbetrieb – wie auch immer die rechtliche Konstruktion genau war… Jedenfalls wurde 1925 aus der KBD Recklinghausen die Bergbau-Gesellschaft Recklinghausen und aus der wiederum 1935 die Hibernia AG. [Leitsch 2011]

 

Der Fahrzeugpark

Über die eingesetzten Lokomotiven ist bisher wenig bekannt. Überliefert sind aus der Sekundärliteratur [Merte 2020] einige Loklieferungen aus dem Zeitraum 1913-1925. Besteller war in diesem Fall die „KBD Recklinghausen“ als Konzernmutter der Zechenbahnverwaltung.

Die in diesem Zeitraum 81913-1925) gelieferten Lokomotiven belegten den Nummernblock von 23 bis 32. Das legt den Verdacht nahe, dass es 1913 schon einen Altbestand an Lokomotiven gab, der den Bereich bis zur Nummer 22 besetzte.
Wahrscheinlich hat die Königliche Zechenbahn bei ihrer Gründung Lokomotiven der zugehörigen Zechen übernommen.

Gegebenenfalls finden sich in dem Buch von Norbert Tempel [Tempel 2013b] weitere Informationen, aber Dank Corona war es mir bisher nicht möglich, das Buch einzusehen.

Interessant ist, dass die Zechenbahn die Lokomotiven nach ihrer Leistung in einzelne Gattungen (T 3, T 4, T 5, T 6) einteilte. Die Gattungen waren auf Schildern am Führerhaus angebracht.

Diese Fotokarte wurde 1917 als Gruß an den Kriegsgefangenen Schwager nach Blagoweschtschensk in Ost-Sibirien an die Ostgrenze von China geschickt. Sie hat es dann von dort zurück zu uns geschafft. Sie zeigt die zum Aufnahmezeitpunkt neue Lok 23 (Hoh 3403/1915).

 

23   Hoh 3403 / 1915, „Hamborn“, Dtn2 [Leitsch 2011]
1915 neu ab Werk, Nr. 23 (T 5)
1925 Umzeichnung in 15 (T 5)

24   Hoh 3404 / 1915, „Hamborn“, Dtn2 [Leitsch 2011]
1915 neu ab Werk, Nr. 24 (T 5)
1925 Umzeichnung in 16 (T 5)

25   Hoh 4071 / 1920, „Orsoy“, Dtn2 [Leitsch 2011]
1920 neu ab Werk, Nr. 25 (T 5)
1925 Umzeichnung in 17 (T 5)

27   O&K 6254 / 1913, Eth2 (Stroomann-Kessel) [Leitsch 2011]
1913 neu ab Werk an ?
1920 Ersatzkessel O&K 9403 / 1920
1925 Umzeichnung in 22 (T 6)

28   O&K 6255 / 1913, Eth2 (Stroomann-Kessel) [Leitsch 2011]
1913 neu ab Werk an ?
1920 Ersatzkessel O&K 9404 / 1920
1925 Umzeichnung in 23 (T 6)

30   Hoh 3527 / 1920, „Lintfort“, Eth2 [Leitsch 2011]
1920 neu ab Werk, Nr. 30 (T 6)
1925 Umzeichnung in 24 (T 6)

31   Hoh 3528 / 1920, „Lintfort“, Eth2 [Leitsch 2011]
1920 neu ab Werk, Nr. 31 (T 6)
1925 Umzeichnung in 25 (T 6)

(32)   Hoh 4548 / 1925, „Vochem“, Eth2 [Leitsch 2011]
1925 neu ab Werk, wahrscheinlich trug sie direkt die Nr. 26 (T 6)

 

Weiterführende Literatur (nicht gesichtet)

Tempel 2013b
Tempel, Norbert: Kohle, Koks & OEL. Von der Königlichen Zechenbahn zur RBH Logistics GmbH. 100 Jahr RBH. Klartext, Essen 2013. – ISBN 978-3-8375-0593-1

 

Literatur

DSO-HiFo 2016
Seite „Vor 100 Jahren… in Gladbeck bei der Hafenbahn (1 FK – 1917)“. In: Drehscheibe online – Historisches Forum. URL: https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?017,7741113 (Abgerufen: 24.04.2020, 19:38 UTC)

DSO-HiFo 2020
Seite „Vor 100 Jahren… ein schwerer Brocken der pr. Zechenbahn- und Hafenverwaltung“. In: Drehscheibe online – Historisches Forum. URL: https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?017,9285432 (Abgerufen: 24.04.2020, 19:38 UTC)

Fiegenbaum, Hütter 2018
Fiegenbaum, Wolfgang; Hütter, Ingo: Schwere Brocken. Regelspurige E-Tenderlokomotiven. Band 3: Hartmann, Hohenzollern, Krauss (-Maffei), Grafenstaden und Borsig. Herdam, Qued-linburg 2018. – ISBN 978-3-933178-41-1

Tempel 2013
Tempel, Norbert: Zukunft ohne Kohle. Die hundertjährige Firmengeschichte der Zechen-bahn- und Hafenbetriebe (ZuH). In: Eisenbahn Geschichte. Heft 58 (Juni/Juli) 2013,S.